Passionsandacht zu Konstantin Wecker: “Den Parolen keine Chance”

Ihr Lieben!

„Unser Kreuz hat keine Haken!“  Mit diesem Motto bieten viele unserer Glaubensgeschwister  dem Rechtsextremismus Paroli. Stehen auf für die Menschenrechte, für die Würde des Menschen, die unantastbar ist, für die Gleichstellung der Geschlechter,  für die Gleichberechtigung aller Lebewesen, für die Vielfalt und Buntheit der Gesellschaft.

Auch der Liedermacher Konstantin Wecker bietet seit über 50 Jahren in seinen Liedern Hass und Gewalt Paroli. Er sagt von sich: „Mit festen Weltbildern konnte ich nie was anfangen!“ Und er führt das auf sein Elternhaus zurück. Beide Eltern waren keine Nazis. Sein Vater hat sogar den Kriegsdienst verweigert. Hat dennoch, Gott sei Dank, dieses Rückgrat, was damals eigentlich das Todesurteil bedeutete, überlebt. Wer in einem solchen Elternhaus aufgewachsen ist, sagt Wecker, der steht damit eigentlich in der Verpflichtung und kann gar nicht anders als sich für den Frieden mit den Mächtigen anzulegen. Es muss ihm ein Herzensanliegen sein, nicht nur zu träumen, sondern für eine „herrschaftsfreie Welt“ zu kämpfen, in der  „der Menschen Miteinander unser Sein zusammenhält.“ Und nicht wahr, liebe Schwestern und Brüder, was für ihn gilt,  das muss doch genauso uns  allen gelten. Denn unser Vater ist der Gott,  der die Freiheit liebt und der uns, nach seinem Bild geschaffen,  die Erde  anvertraut hat, damit wir sie in Frieden wahren und beschützen. Auch unser Vater steht  gegen jegliche menschenverachtende zerstörerische Diktatur, gegen Hass und Gewalt  ein. Keine Frage also, es muss uns ein Herzensanliegen sein, allen verbrecherischen  Mächten Paroli zu bieten. Paroli bieten – das bedeutet nach unserem Wörterbuch: Kontra geben, jemandem selbstbewusst/entschlossen gegenüber treten, Widerstand leisten, sich jemanden gegenüber kenntlich machen. Mit Parolen hat das aber nichts  zu tun. Im Gegenteil! Denn Parolen sind nur leere Worthülsen. Und die gibt es  auch in der Kirche leider nur genug. Und sie werden auch nicht  wahrer , am wahrsten, je mehr und lauter sie von der Kanzel gewettert oder im Netz veröffentlicht werden. „Jesus lebt!“ „Jesus liebt dich“ „Jesus liebt die, die reinen Herzens sind!“  Oft bleiben solche Aussagen nur bloße inhaltsleere blutarme Behauptungen, mit denen jemand erklären will: „Ich kenne Gott und weiß was er will!“  Behauptungen, die die eigene Meinung mit Gottes Willen verwechseln. Da wird die Welt eingeteilt in die Welt der Wahren und außerhalb  dieser eigenen Welt gibt es nur Lüge und Abfall. Da ist die Welt der Guten, und die Bösen muss man bekämpfen. Solche geschlossenen Weltbilder sind gefährlich, weil sie die Welt säubern  wollen von allem, was anders ist, anders denkt, anders lebt. Sie drängen zur Uniformität, zum Einklang und Einstimmigkeit und können das Fremde nur schwer aushalten und dulden. Und letztlich dienen sie nur  dazu, Macht über andere zu gewinnen. Diesen Parolen, die Gott klein reden und eng, Parolen, die  seine freie Souveränität einsperren und ihn für ihre eigenen Zwecke missbrauchen , Parolen, die die Menschen stigmatisieren, entmenschlichen, damit es leicht fällt, ihnen nach der Würde auch noch das Leben zu nehmen, solchen Parolen gebt keine Chance. Lasst sie erst gar nicht ans Tageslicht! „Volk, Nation und Vaterland sind ihr krudes Kampfgebrüll.“  Ihre  Kiste, ihre kleine engstirnige Welt halten sie für die einzige,  wahre Heimat  und sie werden  diese Kiste im wahrsten Sinne   mit aller Gewalt  verteidigen. Und sie merken nicht, dass diese Kiste, die diese  brauen Heimatminister  für ihre Heimat halten, letztlich nur ihr eigenes  Gefängnis ist.

Singen wir also mit Wecker: „ Lasst uns jetzt zusammen stehen, es bleibt nicht mehr so viel Zeit. Lasst uns lieben und besiegen wir den Hass durch Zärtlichkeit.“ Ich denke, so lautet der Kern der Osterbotschaft: Lasst uns zusammen stehen und den Hass beenden, denn das ist der einzige Weg den Hass zu besiegen. Lasst uns etwas tun, was uns gut erscheint, was in der Liebe geschieht, die nicht fragt, was es bringt oder was es kostet.  Das tun Zyniker, Parolen-Gröhler nämlich nicht. Sie geben zwar vor, alles zu wissen und zu können, aber sie  stehen immer über dem Leben, nie mittendrin. Daum fehlt ihnen die Empathie, die Fähigkeit mit anderen zu fühlen. Kein Wunder, wenn sie uns Spinner, Utopisten und naiv nennen, weil sie sich unsere Welt nicht vorstellen können oder wollen. Darum lehnen sie uns ab und machen uns klein, wenn wir als Omas gegen rechts aufstehen, weil wir als Geschwister Jesu genau wissen, was dem Leben geschenkt ist und leiden an dem, was dem Leben angetan wird. Sie lächeln über uns, wenn wir nach denen suchen, die von unserer Glamourwelt geblendet und abgehängt werden, denn es sind unsere Geschwister. Sie schäumen vor Wut, wenn wir betonen, dass die Liebe Gottes groß und weit ist und in mehr und auch in anderen  Beziehungen als in der zwischen Mann und Frau ein Gleichnis findet. Als Geschwister Jesu Christi dürfen wird nicht aufhören von dem Land zu träumen,  in dem alle Seufzer geflohen sein werden und Schalom  das einzige Wort sein wird, das uns zur Begrüßung noch einfallen wird. Schon heute können wir dieses Schalom einüben und anstimmen. Mag sein, dass es nicht immer so harmonisch rund klingt, weil  so viele unterschiedliche Stimmen mit von der Partie sind. Und es ist auch kein Wiegenlied, sanft und lau. Denn wie hat Konstantin Wecker gesagt: Pazifismus heißt nicht, ein Weichei zu sein. „Ich möchte immer mehr ein Liebender werden“, erklärt er „ gleichzeitig packt mich aber angesichts der gesellschaftlichen Zustände oft die Wut. Ohne Wut wird sich gesellschaftlich nichts verändern, wobei man nur aus Liebe handeln sollte“.

Mit anderen Worten: Bieten wir den bösen Mächten weiterhin Paroli, geben den Parolen keine Chance und suchen unsere Kraft im Kreuz Christi. Denn dort ist von coolen Siegertypen, Besserwissern und Alleskönnern keine Spur. Keine Spur von allmächtigen Superstars oder abgebrühten Gleichgültigen, von Neidern, die auf Große schielen und Angebern, die nach Kleinen und Schwächeren treten, um selber größer zu erscheinen.  Von Kleinkisten-Krämern und Fremdenfeinden keine Spur. Aber wir können unter dem Kreuz  die Weite der Liebe Gottes spüren, die sich vom Himmel bis ans Kreuz gebeugt hat, um  den Hass mit verletzlicher  Zärtlichkeit zu besiegen. AMEN