Karfreitag-Andacht zu Konstantin Wecker: “Dass alles so vergänglich ist”

Dass alles Leben  so vergänglich ist, und wärt nur einen Paukenschlag oder wie es die Bibel sagt: Das Menschenleben ist wie Gras, wenn ein Windhauch darüber weht, ist es verdorrt.  Unser Leben ist in seiner Vergänglichkeit nicht mehr als ein Halm, der am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt. Was für ein Gegensatz zu den Bildern vom Menschen, die wir sonst so oft zu sehen bekommen: kraftstrotzend, arrogante Botschaften einer herrschenden Rasse, die ihre Fortsetzung in jeder x-beliebigen Werbung finden. Alles Leben ist vergänglich! Was für eine krasse Aussage in einer Welt, die uns ewige Jugend, Schönheit und Leistungsfähigkeit vorgaukelt. In einer Welt, in der alles darauf angelegt ist, möglichst viel mitzunehmen, mitzumachen, rauszuholen, was rauszuholen ist, sich zu unterhalten und zu amüsieren, auf Kosten  und auf Teufel komm raus. Eine Welt, die Lebensverlängerung um jeden Preis zum Fetisch gemacht hat, der alles Menschliche verdrängt. Da ist diese Erkenntnis in Weckers Lied, und im biblischen Psalm sehr ernüchternd, ja, auch schmerzhaft. „Ach, Menschlein, du bist doch nichts anders als ein Grashalm. Und mitnehmen in die andere Welt kannst du nichts! Auch du braungebrannter, durchgestylter stählerner Muskelmensch, auch du Olympiasiegerin und du Modell mit den Idealmaßen,  auch dein letztes Hemd hat keine Taschen und auch du verdorrst und wirst zu Staub!

„Nun sei doch keine Spaßbremse!“ manch einer bei diesen Worten denken!  Aber die Bibel sagt: „ Das Wissen um die Vergänglichkeit macht uns klug! Hört doch nur mal einem Gänseblümchen zu, das auf unserer Wiese steht, nicht lange, dann ist es verblüht. Aber es flüstert uns zu: „Lebe mutig. Richte dein Leben nicht nach dem kleinsten möglichen Nenner aus, richte dein Leben vielmehr  am Höchsten aus. Denk das Unmögliche und tu das Mögliche, genieße das Leben mit allen Sinnen: schnupper am Flieder und an den Maiglöckchen, probier die frische Erdbeermarmelade, hör dem Lockruf der Meisen zu , spür den Wind in deinem Gesicht und freu dich über das Lächeln deiner Nachbarin. Jetzt! Jetzt ist das Leben. Lebe es mit allen Sinnen und lebe nicht am Leben vorbei. Du bist mit dem Maß deiner Möglichkeiten, deiner Kraft und deiner Zeit so wie du bist gewollt. Vergleich dich also nicht ständig mit denen, die etwas besser können. Dabei übersiehst doch nur viel zu schnell, was in dir steckt. Freu ich doch an dem, was DIR gelingt. Du kannst so viel. Ein Kind zum Lachen bringen, über einem Sterbenskranken wachen, deinem Partner das Herz hüpfen lassen. Das alles ist unendlich wichtig. Was du kannst, das  ist nur ein kleiner Teil vom Ganzen. Aber alles musst du auch gar  nicht können. Du musst auch nicht  zu jeder Zeit im Einsatz sein. Es gibt andere Menschen, die können und werden dich ergänzen. Du wirst nicht gemessen an dem  was alles noch zu tun wäre, sondern an deiner Kraft, an deinen Möglichkeiten, an deiner Zeit. Für jeden von uns gibt es ein Genug, ein Genug im guten Sinn. So verstanden ist begrenztes Leben kein Lebensverlust. Im Gegenteil, es ist Lebensgewinn. Weil ein Leben, das sich von Gott her versteht, sich von ihm begrenzen lässt, eben nicht wie ein Geschwätz, wie heiße Luft dahinfahren muss. Es ist nicht oberflächlich und hohl, sondern sehr intensiv, sehr erfüllt.

Dass alles so vergänglich ist … Das möge Gott uns  lehren, auf das wir klug werden. (Psalm90,12) Damit wir jetzt leben. Die Vergänglichkeit wohnt in uns und  wir in ihr, eines Tages. Und wer weiß, vielleicht werden dann alle Tränen getrocknet sein und wir selbst werden sein wie die Träumenden. Und Gott wird sprechen: „Siehe, ich mache alles neu!“ Bis dahin aber, lasst uns leben! Schrecklich gern! AMEN