Predigt zur Jahreslosung: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. 1. Kor. 16, 14

Dialogpredigt Pn. Reinhild Gedenk und P. Bert Gedenk

Liebe Gemeinde, das klingt wunderbar harmonisch und leicht. Paulus gibt den Korinthern dieses Leitwort als letzte Empfehlung mit auf den Weg. Und vermutlich können wir dem alten Paulus sofort und uneingeschränkt zustimmen. Ein gutes Wort. Von der Liebe spricht man ja gerne.

Allerdings tut es offensichtlich aber auch Not von DER Liebe zu sprechen. Denn die Gemeinde in Korinth, die Paulus selber auf einer seiner vielfachen Reisen in der Multikulti-Hafenstadt gegründet hat, ist ein Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen, Sprachen, Religionen und dazu krasser sozialer Gegensätze von vielen Armen und wenig Reichen. Darum herrschen nicht nur in der Stadt, auch in der ersten christlichen Gemeinde dort massive Spannungen und Streitigkeiten. Das spürt man sofort, wenn man die beiden Korin­therbriefe liest.

Darum will Paulus sagen: Liebe Gemeinde: Ihr könnt gerne streiten, ihr sollt auch streiten, um die Wahrheit, um den gerechten Frieden unter Euch und im Land, um den gottwohlgefälligen Weg, der Euch durch Christus, den Gesalbten Gottes, gleichermaßen und grenzüberschreitend geschenkt und eröffnet worden ist. Streitet um die Wahrheit! Aber die Form des Streitens muss stimmen, die Überschrift, die Art und Weise, Eure Haltung, wie ihr miteinander um­geht, das ist alles entscheidend: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“  Das gilt ganz besonders, wenn Konflikte und Gräben unter Euch aufbrechen!

Aber, lieber Paulus, wie soll denn das bitte gehen? Wie kann ich Menschen lieben, die mich und meine Kultur, meine Religion vielleicht verachten, die mir mein täglich Brot nicht gönnen oder mir meine Lebensgrundlage durch ihren übermäßigen Reichtum rauben? Wie soll ich Menschen lieben, die Arme und Alte belächeln oder einfach auf die Straße setzen, wie jüngst auch hier in Emden mit der kurzfristigen Schließung eines Seniorenheims geschehen, weil vielleicht Verträge auslaufen oder die Rendite nicht mehr stimmt?

Ja, Paulus, wie kann ich denn Menschen lieben, die z.B. Fremde immer sofort als Feinde betrachten, die behaupten, „das Boot ist voll“ und leben selber allein oder zu zweit auf 150m² Wohnfläche? Oder die Menschen aus dem Ausland als Sün­denböcke für eigenes Missgeschick missbrauchen, die ihren Glauben so leben, dass immer jemand ausgeschlossen wird: vom Tisch unseres Herrn, von der Teilhabe an Gottes reichen Gütern auf dieser Welt, von der Gemeinschaft, aus­geschlossen vom Leben und Lieben?  

Wie kann ich Menschen lieben, Paulus, die die Menschheit im Kleinen wie im Großen immer wieder auf teuflische Weise spalten, die Menschen und Völker geschickt gegeneinander ausspielen? Alle tun sie es, in Ost und West, und stellen sich selber als größte Leuchte hin, statt endlich alle Menschen ins Licht zu holen, die im Dunkel sitzen? Ist das möglich, Paulus, dass ich sogar die lieben kann, die ich nur dann mögen kann,  wenn ich mich selbst, ja vielleicht sogar Gott verleugne?

Oh je, also ganz so leicht und harmonisch wie anfangs gedacht, ist die Jahreslosung wohl doch nicht. Übrigens, liebe Gemeinde, gab es sogar schon bei der Auswahl der Jahreslosung für 2024 Streit! Die „Losung“ wurde nämlich gar nicht mehr nach dem Zufallsprinzip „ausgelost“. Seit einiger Zeit werden die Losungen von der Arbeits­gemeinschaft ökumenisches Bibellesen gezielt zu aktuellen Themen und Problemen unserer Welt gezielt ausgesucht!

Und da stand für 2024 stand neben dem Pauluswort auch ein Vers aus Jesaja zur Debatte: „Ich bin der Herr, der Recht und Gerechtigkeit liebt, und den Raub und das Unrecht hasst!“ (Jes. 61,8) Doch dieser Vers wurde dann nicht genommen, weil die Delegation aus Polen da nicht mitgehen konnten. Denn die in Polen damals noch regierende nationalistische PiS-Partei hatte Jesajas „Recht und Gerechtigkeit“ auch auf ihre Fahnen geschrieben, doch genau das Gegenteil getan, Demokratie abgebaut und je län­ger je mehr Land und Leute in Polen und Europa gespalten! Darum hat man sich dann als Zeitansage 2024 für die „Liebe“ bei Paulus entschieden. – Wobei ich mich frage, ob der Begriff „Liebe“ nicht eigentlich genauso unklar und zum Miss­brauch geeignet ist? Unter Liebe kann sich doch jeder alles Mögliche vorstellen, und am Ende bleibt alles schwammig.

Wohl wahr! Was tun wir Menschen nicht alles aus sogenann­ter „Liebe“, da kommen manchmal die schrecklichsten Dinge raus. „Wenn du mich wirk­lich liebst, dann würdest du dies oder das für mich tun!“ „Dann wüsstest du, was ich mir wünsche, könntest mir alles von den Augen ablesen!“ – Liebe kann Menschen unter Druck setzen. „Wenn du mich nicht mehr liebst, will ich nicht mehr leben!“  Elterliche Liebe kann Kinder gefangen halten. Auch eheliche Liebe kann zum Gefängnis werden oder zu einer Routine, in der der Wert und die Aufmerksamkeit für den Partner/die Partnerin verloren gegangen ist! Und es werden sogar Kriege geführt  – alles im Namen der „Liebe“.

Und andersherum geht uns viel an Kreativität verloren, z.B: auch in der Kirche, wo nicht Menschen denken, dass hier doch nicht gestritten und gerungen werden darf, weil doch Liebe und Harmonie in der Kirche  das Wichtigste seien und es wenigstens hier. unter uns, doch immer nur lieb zugehen sollte. Selbst wenn immer mehr Menschen aus der Kirche gehen oder schweres Unrecht geschieht, wird dann lieber der Mantel der schwammig weichen Liebessauce darüber gegossen. „Nur keinen Streit!“ Obwohl er doch fruchtbar sein könnte! Harmonie und Frieden können doch immer nur das Ergebnis gelungener Auseinander-setzungen sein. Liebe darf nie zum Maulkorb werden, um Fragen und Unbequemheiten zu unterdrücken!

Darum möchte Paulus den Korinthern Mut machen, ihre Dis­kussionen, Spannungen und Konflikte wirklich mutig und aktiv anzuge­hen, aber eben unter einer Voraussetzung, streitet sozusagen unter der Herr­schaft und Geistkraft des Messias Jesus: „Alles, was ihr tut, auch das Streiten, lasst in der Liebe geschehen!“

Also: „Ihr müsst euch nicht immer und überall liebhaben und einander mögen! Gott bewahre! Aber selbst im schlimmsten Streit verliert nie den Respekt vor den anderen. Vergesst nie, der andre, auch und gerade euer Gegner im Streit ist ebenso ein Mensch, ein verwundbarer und fehlbarer Mensch, wie ihr selber!“ Der andere/die andere sind unser Bruder, unsere Schwester, auch im Streit! Sie sind ebenso von Gott in Christus erwählt, angenommen wie Du selbst und nicht verworfen! „Wenn Ihr in diesem Geist , mit dieser Haltung streitet“, sagt Paulus, „dann werdet ihr Euch nicht spalten oder spalten lassen, wie der Teufel es so gerne will, sondern Ihr werdet miteinander ei­nen gemeinsamen und guten Weg finden!“ 

Das finde ich nun richtig befreiend! Ich muss nicht jeden gleich mögen  in der Gemeinde oder in der Welt um Christ/Christin zu sein. Ich kann nach der Liebe leben, auch wenn ich an­dere in dem, was sie sagen oder tun, nicht mag. Das finde ich enorm erleichternd! Ich möchte darum unbedingt noch genauer wissen, was Paulus wirklich unter „Liebe“ versteht! Dazu scheint es mir wichtig, einmal einen Blick auf die neutestamentliche Original-Sprache zu werfen, in der Paulus zu den Korinthern schrieb!  Denn im Griechischen gibt es drei unterschiedliche Worte für drei Spielarten der Liebe. Einmal genauer betrachtet kennen wir sie alle:

Da ist einmal die PHILIA, die freundschaft­liche oder auch platonische Liebe. Dann gibt es den EROS, also die erotische Liebe, die sich ganz und gar einem Menschen hingezogen fühlt um mit ihm oder ihr eins zu sein. Und dann gibt es die AGAPE. Das ist die Liebe, die hier, in der Jahreslosung gemeint ist. „Alles, was ihr tut, geschehe in der AGAPE!“ Oder noch genauer übersetzt: „Alles bei Euch lasst in der AGAPE ge­schehen!“  Die Agape kann und soll also alle Bereiche des menschlichen Lebens durchdringen und inspirieren, auch die anderen Formen der Liebe, die Philia und den Eros. Die AGAPE ist für Paulus der rote Faden sowohl für unser privates wie auch das öffentliche Leben. Die Agape ist die Seele des ganzen Lebens, von der Wiege bis zur Bahre, von der KITA bis ins Parlament! Über­all kann und soll das Leben der Menschen durch die AGAPE zur Erfül­lung kommen.

Und die christliche Gemeinde, ob in Korinth oder Emden, ist für Paulus der Ort, wo die AGAPE immer wieder zu Gehör gebracht wird, wo die Menschen sich ihrer wieder erinnern und wo sie auch konkrete Gestalt annimmt im täglichen und leibhaftigen Zusammenleben der Gemeinde gewissermaßen als Leuchtturm für die ganze Welt und Menschheit! Daran erkennt man uns: Alles bei Euch geschehe in der Kraft der AGAPE, in der Kraft Christi!

Paulus ruft auch gar nicht zu einem hektischen und ermüdenden Liebesaktivismus auf! Das finde ebenfalls tröstlich und auch befreiend. Es geht nicht darum jetzt allein die ganze Welt retten zu sollen. Es steht da eben nicht: Alles was ihr tut, sondern alles bei Euch lasst gesche­hen in der Liebe. Da ist kein befehlender Imperativ, sondern vielmehr eine Einladung, jene Liebe, die längst schon da ist, einfach geschehen zu lassen, ihr einfach Raum zu geben im eigenen Herzen und dadurch auch im Alltag der Christen- und der Bürger­gemeinde! „Lasst die Liebe einfach geschehen! Lasst sie zu und werdet ihre ansteckenden Zeugen bei allem was Ihr tut und lasst! Diese freie und befreiende, menschgewordene Liebe Gottes für Euch alle! Sie ist doch schon da: Lasst Christus einfach zu als Euren einzigen Herrn, als dieser eine Mensch für alle Menschen, als wah­rer Mit-Mensch!“

Was Paulus also unter AGAPE-LIEBE versteht, sind zuerst keine Emotionen, die ich für andere haben soll , um sie zu mögen, obwohl ich sie vielleicht gar nicht mögen will oder kann. Dieses Missverständnis von „LIEBE“ kommt schon in vielen Traugesprächen zur Sprache, wenn die Brautleute ängstlich zweifeln: „Aber ich kann doch gar nicht ver­sprechen, dass ich für meine Frau/für meinen Mann immer die glei­chen starken Gefühle haben werde – und das auch noch bis zum Tod!?“ Nein, das geht auch nicht, und darum geht es Paulus auch nicht. Ich kann und ich muss dieses immer gleich starke Gefühl auch nicht versprechen! Darum ist ja der EROS, also das starke Gefühl verliebter Hingezogen­heit zu einem anderen Menschen, eben nicht die Grundlage für eine dau­erhafte Liebe im christlichen Sinn! Erotik ist weiß Gott eine gute Gabe Gottes, die Bibel ist auch ein Zeugnis des Lobes der Erotik. Aber der EROS allein ist keine ausreichende und verlässliche Grundlage für menschliches Zusammenleben. Das kann und muss er auch nicht sein.

Die Grundlage für alles menschliche Zusammenleben in der Ge­meinde und der Welt, in jeder Beziehung von Menschen untereinander, ist für Paulus allein die AGAPE! Die uneigennützige, zwischenmenschliche, immer aktive, wertschät­zende Zuwendung zu jedem Menschen als Menschen: Es geht also nicht um ein Gefühl, nicht um innere Befindlichkeiten, sondern um eine erkennbare menschliche Grund­haltung, um eine persönliche, willentliche  Entscheidung für einen wertschätzenden Umgang mit jedem Menschen, nicht Gefühlsduselei, sondern ge­lebte Mit-Menschlichkeit, es geht um meine/unsere ungeteilte Solidarität, besonders mit all den Menschen, denen das vollwertige Menschsein gerade abgesprochen wird.

Ich denke gerade an ein wunderbares Wort des jüdischen Poeten Erich Fried. Er wurde in einer Debatte über Neonazis einmal gefragt, wie er einen Neonazi charakterisieren würde. Der Jude Erich Fried gab eine unerwartete Antwort: „Ein Neonazi ist einer, der blutet, wenn man ihn sticht; der sich verlieben kann wie ich selbst; der einsam sein und Zahnschmerzen haben kann wie alle anderen auch.“ Natürlich hat er noch mehr über sie gesagt. Aber das war das Erste. Diese Erkenntnis , dass der andere ist, wie ich selbst bin, hemmt uns, den anderen zu mit Worten oder Waffen zu töten. Nächstenliebe ist nicht die Liebe zu denen, die ich kenne und mag!  „Das tun die Heiden auch“, sagt Jesus. „Darin seid ihr nichts Beson­deres!“ (Mt 5,47)  Nächstenliebe ist die Zusage zu jedem Menschen: „Trotz allem was uns unterscheidet oder trennt, du bist ein wertvoller Mensch wie ich selbst!“

Diese grundsolidarische AGAPE-LIEBE „hört wirklich nie auf“ (vgl Schrift-Lesung: 1. Kor 13,8), nicht mal in der Hölle von Unrecht, Gewalt und Krieg. Selbst dort ist sie zumindest als unsere unerfüllte Sehnsucht immer noch gegenwärtig! Weil wir Gott nicht töten können! Wir kriegen ihn einfach nicht weg, werden ihn nicht los, auch wenn wir uns noch so sehr quälen oder mühen. Wir kriegen ihn nicht weg, weil Gott selbst am Kreuz Christi unsere Gewalt an Gott und den Menschen verwandelt hat in sein Liebesopfer für uns alle, mit einem Menschenleben geschenkte Wertaschätzung auch und gerade für die „allerletzten“ Menschen!

Dieser Gott hat alle kleine und große Lieblosigkeit von uns Menschen durch den Messias Jesus umgedreht in freie, völlig uneigennützige Zuwendung zu jedem Menschen, auch zu denen, die wir nicht mögen und lieben, auch zu denen, die es nach unserer Ansicht hat gar nicht verdient haben. (vgl. Schriftlesung 1. Kor 13, 5d: Die Liebe „sucht nicht das Ihre“)

Dieser Gott ist die Quelle für die Liebe, die AGAPE, von der Paulus spricht.  Oder andersherum: AGAPE ist eigentlich nur ein anderes Wort für den uns alle in Freiheit ohne Eigennutz liebenden Gott. Und wenn diese AGAPE durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen worden ist, so kann sie auch in uns Menschen und zwischen uns Menschen wirksam werden!

Darum ist der augenblicklich lieblose und trostlose Zustand weiter Teile unserer Gesellschaft und Welt keine Anfrage an Gott. Vielmehr ist dieser Zustand Gottes eigene, zum Himmel schrei­ende Anfrage an uns: „Wie haltet ihr es tatsächlich mit meiner Agape, wie ernst ist sie euch?! Meine freie, uneigennützige Liebe? Sie ist doch eine wunderbare Sache, das eine Wunder schlechthin, das euer Leben über­haupt erst lebenswert macht!“

Uneigennützige Liebe: Ich werde z.B. be­sucht, weil jemand wirklich mich besuchen will. Oder: Jemand bringt seine Gaben zum Basar in der Gemeinde und fragt nicht, was es bringt und ob was übrig geblieben ist, denn die Geste der freien Gabe für andere zählt für sich schon allein. Und Altersheime sollen künftig kostendeckend arbeiten aber keine Gewinne anstreben auf Kosten von wehrlosen Pflegebedürftigen und ihren Pflegern. 

Uneigennützige Liebe: Endlich beginnt unsere Diplomatie aus freien und einseitigen Stücken die Kriegsgegner an einen Tisch zu holen, auch wenn die Scharfmacher weiter schreien, das wäre „Verrat und Verkauf der eigenen Sache“. Die Liebe sucht den Frieden auch mit den Feinden! Nicht nur zum eigenen Vorteil, sondern zum Vorteil aller!

Uneigennützige Liebe: Menschen werden wieder um ihrer selbst willen zur Kenntnis genommen und angesprochen – von uns. Nicht weil wir sie nützlich finden und brauchen, sondern wir fragen, was SIE von uns brauchen! Menschen wollen erfahren: Hier gehöre ich ohne Wenn und Aber dazu – wir sind einladende Gemeinde, unsere Kreise offen für alle, deren Haltung für das was sie denken und tun, die Agape ist.

Uneigennützige Liebe: Menschen wollen einen Namen haben, eine Be­deutung ohne etwas leisten oder beweisen zu müssen und wollen wissen, wer sie sind. Sie wollen sich fühlen, in dem sie von berührt werden durch gute Worte, Gesten, Gaben.

Uneigennützige Liebe: handelt nicht aus Angst und sagt darum: „Unser Boot ist noch lange nicht voll!“ Und sorgt gleichzeitig für einen gerechten Welt-Handel, damit die verzweifelten Menschen nicht länger aus ihrer Hungerheimat zu uns fliehen müssen.

Uneigennützige Liebe: überwindet den stets ängstlichen Glauben, dass wir alle ärmer werden, wenn wir etwas von uns verschenken. Sie ermöglicht ein Leben in Fülle und Erfüllung und lässt uns im praktischen Tun erfahren wie reich und schön uns alle das Teilen macht!

„Alles bei Euch lasst in dieser freien, uneigennützigen Agape geschehen.“ Was für ein schönes Motto für das vor uns liegende Jahr! Keiner von diesen Vorsätzen und erdrückenden Ansprüchen. Vielmehr eine Einladung zu einem „lebenslangen Übungsfeld“ , in dem wir immer wieder versuchen können, selber Mensch zu werden als Mit-Mensch. Daran wird man uns Christen erkennen, dass wir einen Unterschied machen oder besser einen Unterschied leben zur Welt: Dann kann ich morgens mit der Grundhaltung aus dem Haus gehen: Heute will ich andere Menschen freundlich anschauen, „weil ich selbst die Veränderung bin, die ich mir für diese Welt wünsche“ (Gandhi) und kann versuchen, den anderen zeigen: „Auch Du bist von Gott geliebt!“ Dann kann ich den anderen Menschen zumindest ertragen, auch wenn er mich noch so sehr nervt. Denn aus irgendeinem Grund, den ich niemals ganz ver­stehen werde, liebt Gott eben auch diesen Menschen! Ganz Umsonst! Ganz Unei­gennützig!

Liebe Gemeinde, die jetzt noch zweifeln, haben gewiss an einem Punkt recht: die Liebe ist bestimmt nicht alles im Leben! Aber ohne Liebe ist alles Nichts! Ohne Liebe zu Gott, zum Menschen, zur gequälten Natur. Ja, Paulus setzt sogar noch einen drauf, wie wir eben in der Lesung (1. Kor 13,1ff) gehört haben: Ohne Liebe „bin ich selber ein Nichts“, wären wir alle ein Nichts, auch als Gemeinde, ein Niemand, eine klingende Schelle, nur Blech.  

Also, lassen wir die freigewordene, uneigennützige Liebe Christis doch schlicht geschehen in dem, was wir tun! Sie macht uns Menschen wahrhaft schön! Denn „All we need is love!“ – „Love is all we need!“

AMEN

anschl: Musikalische Meditation: „All we need is love“, The Beatles