Predigt zur Jahreslosung 2023: Du bist ein Gott der mich sieht

Von Bert Gedenk, Emden, 15. Januar 2023, Gröne Stee 

 

 

Liebe Gemeinde,

kennt Ihr auch dieses Gefühl oder diese Klage: „Niemand sieht mich, niemand nimmt mich wahr und ernst! Niemand schätz wert, dass ich bin, wer ich bin und was ich tue? Ist doch völlig egal, ob ich lebe oder nicht!“?

Wenn wir das kennen, von uns selbst oder von anderen Menschen, dann lasst uns heute miteinander etwas genauer über die neue Jahreslosung nachdenken. Eine Jahreslosung will ja so etwas sein wie ein guter Begleiter durch ein ganzes Jahr, vielleicht sogar durch ein ganzes Leben. Ich bin gewiss, die neue Losung könnte sich für uns alle sehr lohnen!

Sie steht gleich am Anfang der Bibel im ersten Buch Mose und lautet: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Gen 16,13)

Wir kennen wohl alle eine nicht unwesentliche Abwandlung dieses Verses, vielleicht aus Kindheitstagen oder gar von heute, wenn z.B. Erwachsene den Kindern mit den Worten drohen: „Pass bloß auf, der liebe Gott sieht und hört alles!“

Doch genau darum geht es in diesem Vers nicht! Der Gott der Bibel, man kann es auch heute nicht oft genug sagen, ist kein gnadenloser Gewissenspolizist. Er lässt sich nicht als moralische Übermacht hilfloser Eltern oder anderer Obrigkeiten einspannen. Er schaut nicht in jeden noch so verborgenen Winkel unseres Lebens oder Herzens, um uns zu kontrollieren, bloßzustellen oder zu züchtigen damit wir wieder ein braves und liebenswürdiges Menschenkind werden. Solche verkorksten Gottesbilder müssen wir aus unseren Herzen und Köpfen herausdrängen. Und das tun wir am besten so, indem wir die neue Jahreslosung mitten in unser Herz hinein pflanzen:  „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Wer spricht hier? Welche Erfahrungen, Hoffnungen und Kräfte liegen in diesem Vers verborgen?

Im 16. Kapitel vom 1. Buch Mose wird uns von Hagar erzählt. Hagar war die ägyptische Sklavin von Sara, der Frau Abrahams. Sara und Abraham gelten bis heute als die Ur-Ur-Ur-Urgroßeltern des jüdischen, des christlichen und – in eigener Weise – auch des muslimischen Glaubens.

Aber Sara, so wird uns erzählt, ist unfruchtbar, sie kann keine Kinder bekommen.  Abraham aber brauchte Nachkommen, die den Glauben an den Einen, Ewigen und Barmherzigen Gott aller Menschen in die Zukunft tragen könnten. Gott hatte Abraham und Sara diese zahlreichen Nachkommen versprochen. Doch bis jetzt war davon nichts in Erfüllung gegangen. Im Gegenteil: Sara blieb offenbar unfruchtbar. Musste man da nicht endlich mal selber Hand anlegen und etwas machen, selber ein Kind „machen“?

In ihrer Not ermutig Sara darum ihren Ehemann Abraham mit Hagar, Saras Sklavin, zu schlafen, um nun mit ihr einen Sohn zu zeugen. Das war damals durchaus Sitte. So ein Kind, einmal ausgetragen von einer Untergebenen, konnte dann als das eigene Kind der Herrin ausgegeben werden. Tja, liebe Gemeinde, wer also denkt, das Thema „Leihmutterschaft“ sei allein ein Thema unserer ach so modernen Zeit, der wird in der Bibel eines Besseren belehrt. Der Bibel, und vor allem dem Ersten Testament, war schon vor 3000 Jahren nichts Menschliches fremd. Und so steigt schon damals die Dramatik, die uns nun weitererzählt wird:

Als Hagar wirklich schwanger wird und ihr Bauch sich von Tag zu Tag mehr rundet, ist Sara je länger je mehr zutiefst verletzt und eifersüchtig. Und zugleich schaut Hagar, die Sklavin – nun bald eine ehrwürdige Mutter des künftigen Stammhalters Abraham! – herablassend auf ihre unfruchtbare Herrin Sarah nieder und verlor jeden Respekt vor ihr. Hagar, die als Sklavin stets ihre untergebene Stellung vor Augen hatte und sich gewiss auch minderwertig gefühlt haben wird, bekam durch die Schwangerschaft nun Oberwasser und ließ Sara immer mehr spüren, wie wert- und bedeutungslos ihre Herrin doch in ihrer Unfruchtbarkeit wäre.

Wir erleben hier zwei Frauen unterschiedlicher sozialer Stellung, aber beide erniedrigt im gnadenlosen Kampf um ihr Ansehen, ihre Würde, ihren Wert.

Mir scheint, wenn wir Menschen unsere Würde und unseren Wert, unser eigenes Ansehen also, allein über unsere Fruchtbarkeit bestimmen, über unser Blut, unsere Gene oder auch nur über unsere Gesundheit und Vitalität oder über unseren sozialen Stand, über unser Können und unseren Erfolg, oder wenn wir uns selbst mit dem Erfolg unserer Kinder brüsten müssen, um selber gut dastehen zu können, dann sind wir im Innersten wohl die trostlosesten und friedlosesten Gesellen. Dann haben wir im Grunde keinen eigenen Halt, kein Vertrauen auf einen eignen Wert auch ganz unabhängig von Hab und Gut und Können. Und wenn wir dieses Grundvertrauen nicht haben, als Mensch auch ohne Hab und Gut und Titel wert und wichtig zu sein, müssen auch wir ständig um unser Ansehen kämpfen und kämpfen und kämpfen. Und zugleich müssen wir andere abwerten und verletzen, um selber groß rauszukommen. So beschwören auch wir einen Konflikt nach dem anderen herauf, von der Familie über Freunde, Gemeinde, Schule und Arbeitsplatz bis in die Völkerwelt hinein.

Da kann es uns dann auch nicht mehr trösten, wenn eine unfreie Sklavin wie Hagar, nun mit einer Schwangerschaft scheinbar aufgewertet, plötzlich selber zu einer Herrin wird. Befreiungskriege führen immer nur zu neuen Kriegen, im Kleinen wie im Großen. Wie oft schon sind in der Menschheitsgeschichte aus vormals Unterdrückten und dann Befreiten neue Tyrannen geworden, sobald sie nach oben an die Macht kamen! Das ewige Spiel um Ansehen und Macht durch das, was wir „machen“ können, zur Not auch durch Kinder – hört das denn nie auf bei uns Menschen? Sind wir‘s nicht langsam müde?

Zwischen Sara und Hagar entbrennt nun folgerichtig ein Machtspiel aufgeblasener Mütterlichkeit hier und scheinbar wertloser Unfruchtbarkeit dort, ein trauriger, aufreibender Zickenkrieg ohnegleichen. Aber als Sara sich schließlich bei ihrem Abraham über Hagars respektloses Auftreten beklagt, erinnert Abraham seine Sara daran, wer eigentlich in diesem würdelosen Spiel den Hut aufhat: „Dir gehört doch die Sklavin, Sara, also mach mit ihr, was du willst!“ (vgl. Gen 16,6)

Ja, liebe Gemeinde, das mögen wir vielleicht nicht gerne hören, aber wie gut kann es manchmal tatsächlich sein, auch einmal mit der Faust – vielleicht nicht ins Gesicht – aber doch zumindest mal auf den Tisch zu hauen und zu sagen: „Stop! Hier ist jetzt eine Grenze! Und wenn du die noch einmal überschreitest, dann hat das bittere Konsequenzen für dich und uns!“ – Und wie gut kann es sein, liebe Gemeinde, diese Konsequenzen dann auch konsequent durchzuziehen statt immer nur zu reden und zu reden, und es ändert sich doch nichts? Also wirklich einmal handeln statt sich immer nur behandeln zu lassen…

Ich höre aus Abrahams Wort an Sara keinen Aufruf zu uferloser Gewalt gegenüber Untergebenen, aber doch eine Ermutigung zum aufrechten Gang für seine geknickte und entehrte Frau, eine Ermutigung zum eigenen Durchgreifen, wenn man selber von anderen erniedrigt und tyrannisiert wird. Abraham ist für mich kein Drückeberger, dir sich vor dem Konflikt seiner Frau scheut, sondern auch hier ein gutes Vorbild im Glauben, gerade als Mann. Er traut seiner Frau eigene Stärke und eigenes Durchsetzungsvermögen zu statt sie weiter nur als Schwache und Hilfsbedürftige zu behandeln, indem er für sie eingreift. Wie oft lassen wir dagegen dem Terror der Respektlosigkeit von Erwachsenen oder auch von Kindern freien Lauf, indem wir dazu immer nur schweigend lächeln oder uns bei anderen beklagen statt selber eine klare und heilsame Grenze zu ziehen?

Abraham macht seine Sara stark, er schenkt ihr den Respekt, der ihr hilft, sich ihren verlorenen Respekt wieder zu verschaffen. Das ist auch eine Ermutigung für uns, wenn uns jemand auf der Seele herumtrampelt. Wir sind dann nicht machtlos! Wir können uns selber wehren! Wir können das! Wenn wir uns an unser eigenes Ansehen erinnern oder erinnert werden, längst ein Ansehen zu haben, weil es uns allen schon in die Wiege gelegt ist!

Doch bevor Sara ihre Sklavin nun zur Räson bringen kann, flieht die hochschwangere Hagar in die Wüste. Dort findet sie eine kleine Quelle und macht erschöpft Rast. Ob sie dort in der abgeschiedenen Distanz wohl selbst gespürt hat, dass die ständige Erniedrigung gegen ihre Herrin eine hochriskante Sache war? Und alles nur, um selbst mal herablassend oben zu stehen? Wir wissen es nicht.

Aber uns wird dann erzählt, dass genau dort, mitten in trostloser Öde und Abgeschiedenheit, im Scheitern, in tiefer Einsamkeit und höchster Lebensgefahr für Mutter und ungeborenes Kind, Hagar nun ein Bote Gottes begegnet. Gott sieht offenbar, dass Mutter und ungeborenes Kind bald umkommen werden. Allein auf sich gestellt haben sie in der Wüste trotz der kleinen Quelle keine Chance. Sie sind zwar frei, aber auf Dauer doch verloren!

Wenn wir in unseren Lebenswüsten auf uns selbst zurückgeworfen werden, sehen wir vielleicht auch manches im Leben klarer oder begegnen gar der Stimme des Ewigen. Der Gottesbote öffnet Hagar jedenfalls die Augen, und sie kann sich nun fragen: Was nütz mir denn alles Mutterglück, Ehre, Größe, Freiheit und Selbstbestimmung, wenn ich am Ende doch nur den sicheren Tod finde?

Gewiss, liebe Gemeinde, Freiheit ist ein kostbares Gut! Aber sind Ehre und Freiheit wirklich alles im Leben? Macht es wirklich Sinn, alles für unsere menschliche Größe, Freiheit und Selbstbestimmung zu opfern? Ich vermute, viele Menschen heute würden die Frage auf den ersten Blick wohl sofort bejahen. Wir sehen das z.B. im Umgang mit der Ukraine. Doch mit unseren immer schwereren Waffen, die die Regierenden z.Zt. in die Ukraine liefern, helfen wir den Menschen dort ja nicht nur im Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung. Ob wir wollen oder nicht, tragen wir damit auch dazu bei, dass Krieg, Tod und Zerstörung im Land massenhaft weitergehen und nicht enden. „Lieber tot als unfrei!“ – Stimmt diese Grundhaltung wirklich?

Und zerstören wir nicht seit Jahrzehnten Gottes wunderbare Erde, unsere einzige Lebensgrundlage als Menschheit, im Namen von unbegrenzter menschlicher Größe, Freiheit und Selbstbestimmung? Sind wir nicht gerade dabei, im Namen dieser unbegrenzten Freiheit unseren Kindern und Kindeskindern die Zukunft zu rauben, weil wir immer noch glauben die Herren der Welt zu sein statt uns als treue und verantwortliche Verwalter Gottes zu erweisen, uns also ein- und unterzuordnen in die gute Ordnung allen Lebens, wie Gott sie erschaffen hat?

Es könnte also sein, liebe Gemeinde, dass auch wir mit der Vorstellung einer völlig losgelösten Freiheit längst mit Hagar zusammen in der Wüste sitzen und auf die Verwüstungen schauen, die hinter uns, um uns und vor uns liegen. Und dass wir uns mit Hagar fragen können und müssen: Wie kann es denn nun weitergehen für mich und mein Kind? Für uns und unsere Kinder? Können wir uns nun dann groß und bedeutend fühlen wenn wir weiterhin gigantische Wolkenkratzer, Dome, Tempel  und Kathedralen bauen, Megacitys und Hochgeschwindigkeitszüge, superbreite Straßen und Riesenplätze für Riesenevents, wenn wir zu Mond und Mars fliegen und mit künstlicher Intelligenz aufgemotzt endlich sagen können: „Jetzt sind wir Menschen endlich wer! Jetzt haben wir‘s endlich geschafft! Jetzt können wir uns endlich sehen lassen! Jetzt haben wir ewige Größe, ewiges Ansehen!“? –

Und müssen wir wirklich alles im Minutentakt mit unserem Handy fotografieren und weitersenden, was wir gerade essen, was wir gerade tun und wo wir gerade sind? Nur, damit wir uns noch irgendwie wahrgenommen fühlen? Muss wirklich alles ständig „geliked“, also bewertet und beurteilt werden, was wir von uns geben, damit wir noch irgendwie das Gefühl haben, genügend Wertschätzung zu finden? – Und sind ja trotz aller Mühen und Anstrengungen gesehen zu werden dennoch nie zufrieden! Wir können nie zufrieden werden, wenn wir die anderen nur noch als unser Publikum betrachten oder als unsere Jury und nicht mehr als Menschen, die – ganz umgekehrt – uns mit unserer Aufmerksamkeit für sie (!) bräuchten…

Viele klagen zunehmend über die wachsende Kälte und Vereinsamung… warm wird es aber nur, wenn wir einander unser Ansehen schenken.

So hat es ein Dichter unserer Tage gereimt:

„Es schmerzt, wenn man mich übersieht,

zugleich ein jeder jeden flieht.

Erst, wenn wir sind in Gottes Blick

beginnt für jeden unser Glück.“

 

Die Wahrnehmungs-Wüste unserer Zeit hat offenbar eine Ursache, liebe Gemeinde. Uns fehlt wohl noch etwas Entscheidendes, wie Hagar in ihrer Lebenswüste etwas Entscheidendes fehlte, und Sara wohl auch. Aber wir merken es oft nicht, es sei denn, wir hören wie Hagar und Sara die Stimme Gottes in unserem trostlosen Kampf ums Ansehen: „Du, Mensch, hast doch schon längst ein Ansehen!“

Alles nämlich, was wir wirklich brauchen, liegt in dem Wort, das Gott jetzt mitten in der Wüste an Hagar richtet. Hören wir genau hin, als wäre dieses Wort auch uns gesagt: „Hagar, Saras Magd, wo kommst du her, und wo gehst du hin? Kehre wieder um zu deiner Herrin und ordne dich ihr unter…Denn siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären. Und du sollst ihn Ismael nennen, das bedeutet: Der Herr hat mein Elend erhört…“. Dein Sohn wird eine große Zukunft haben als Urvater aller widerstandsfähigen Wüstenvölker! (vgl. Gen 16,7-12)

Und Hagar ging tatsächlich zurück!  Aber als Hagar ging sie zurück, die weitaus mehr war und auch mehr wurde als nur eine Magd. Sie ging als von Gott, dem Höchsten, Angesehene. Und sie ging nun in guter Hoffnung. Denn so konnte Ismael sicher geboren werden zum Urvater aller Beduinen, vom denen der Erzählung nach bis heute alle Muslime dieser Welt abstammen. Durch Hagar Vertrauen, wirklich Gottes geliebte Hagar zu sein, erwuchs bis heute etwa ein Drittel der Menschheit! Das Vertrauen in Gottes Ansehen zu stehen eröffnete dieser Frau eine neue Zukunft statt in totaler Freiheit in der Geschichte unterzugehen.

So ist das mit uns allen, liebe Gemeinde: Zuerst spricht Gott uns mit unserem Namen ganz persönlich an: „Hagar“…., Peter, Gesine, Tom oder Imke und all ihr anderen!“ Mit der namentlichen, persönlichen Anrede „Du“ schenkt Gott uns allen sein Ansehen, das größer, herrlicher und schöner nicht sein könnte. Wir alle, liebe Gemeinde, jeder Mensch auf dieser Erde hat Gottes Ansehen, einfach so, umsonst geschenkt. Wir alle sind ganz unabhängig von unserem sozialen Stand oder den Dingen, die wir wichtig finden, Gottes Würdenträger, jede und jeder an seinem/ihren Ort!

Gott schickt Hagar nicht zu Sara zurück, weil er es liebt, wenn Menschen weiter unterdrückt werden. Er schickt sie der Erzählung nach zurück, um uns zu zeigen: Du musst nicht erst Herrin, Chef, König, Papst oder Manager sein, nicht Gymnasiast und Studiert, Beamter oder Präsident um Gottes Ansehen zu haben und dieses Ansehen auch zu erleben, zu spüren. Du muss nur Vertrauen und Hören auf Dein eigenes Ansehen bei Gott und durch Gott allein. Das macht frei!

Du kannst an jedem Ort und in jedem Stand eine Hagar sein, ein Mensch mit eigenem Namen, mit aufrechtem Gang und unzerstörbarer Würde und ungeahnter Zukunft. Zuerst steht dein Name, dein Ansehen, dann erst kommt deine Funktion, dein Stand, dein Beruf, Titel oder Hab und Gut. Alles nicht unwichtig, aber letztlich doch nur zweitrangig. Ich finde es darum so traurig und auch nervig, wenn Menschen zu allen Gelegenheiten ständig darüber reden müssen, was sie alles für tolle Dinge getan haben, um ihr Ansehen zu steigern. Die Sucht nach Anerkennung kann endlos sein, und dreht sich letztlich doch nur traurig um sich selbst.

Darum heißt es schon in den Psalmen so wunderbar: „Deine Augen, Gott, sahen mich, als ich noch nicht bereitet war… als ich noch gebildet wurde im Mutterleib!“ (Ps 139) Wie gut also, wenn wir sagen können: „Dein Sehen Gott ist mein Ansehen, meine Größe, mein Wert!“

Und jeder Versuch, dieses Ansehen durch eigene Mühe und eigenen Kampf und Krampf oder Krieg noch zu vergrößern, führt nur wieder in die Wüste.

Ich geb’s zu, liebe Gemeinde, am Anfang habe ich mich über Gottes Aufforderung, Hagar möge in ihre alte Stellung zurückkehren und sich unterordnen, geärgert. Aber dann habe ich nochmal nachgedacht und erkannt: Die Bibel ist gottlob kein Hollywoodstreifen, und unser Leben ist es auch nicht, wo jeder als Held, als Sieger, King oder Queen endet und enden muss, weil all die anderen bald als weniger angesehen einfach vergessen sind. Wir trostlos wäre das denn?!

Nein, die Bibel sagt: Auch der letzte und unterste Mensch steht voll und ganz in Gottes Ansehen und kann zu etwas Lebenswichtigem beitragen, wenn er, wenn wir nur vertrauen, bei Gott ein Ansehen zu haben, dass wir weder überbieten noch verlieren noch jemandem rauben können.

Erst als Hagar das durch Gottes persönliche Anrede gespürt und begriffen hat, dieses Ansehen wirklich und wahrhaftig zu haben, erst dann spricht sie den Satz aus, der für uns alle zur Losung dieses Jahres werden will: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“. Und zur Erinnerung an diese Gottesbegegnung nennt sie die kleine Quelle in der Wüste „Brunnen des Lebendigen“.

Wie befreiend, wie erlösend, wie tröstlich! Und wie verbindend auch, wenn ich auch jedem anderen dieses Ansehen weitergeben kann: „Du hast einen Gott, der Dich sieht!“

Als Ende der Predigt möchte ich uns ein Lied zur Jahreslosung einspielen von Reinhard Börner. Möge es uns allen aus dem Herzen und ins Herz sprechen…   Amen

 

Reinhard Börner – Ein Gott, der mich sieht

1. Manchmal verloren und allein,

noch nirgendwo wirklich daheim,

aber ich bin in guter Hand,

bei jedem Schritt auf neues Land.

 

Refr.

Für dich bin ich nicht irgendwer,

kein Tropfen bloß im weiten Meer,

von dir gewollt, von dir geliebt.

Ein Ton in deiner Melodie,

ein Takt in deiner Sinfonie,

ein Klang, den es nur einmal gibt,

von dir geliebt,

ein Gott, der mich sieht.

 

2. Wie ungewiss ist diese Zeit,

wo finde ich Geborgenheit?

Du bist die Stimme, die mir sagt:

„Vertraue mir, sei unverzagt.“

Refr.

 

3. Habe dir oft mein Leid geklagt,

nur selten Dankeschön gesagt,

für allen Segen, den du schenkst,

danke, dass du mein Leben lenkst.

Refr.

 

Text und Musik: Reinhard Börner

© 2022 cap-music, 72221 Haiterbach-Beihingen

Musik bei Youtube, „Reinhard Börner Du bist ein Gott der mich sieht